Hamburger Schule

Die Hamburger Schule ist eine lose Musikbewegung, die Ende der 1980er-Jahre entstand. Sie knüpfte an Traditionen der Neuen Deutsche Welle an und verband sie mit Elementen von Punk, Grunge und Pop. Sie war (und ist) damit ein wichtiger Teil der deutschen Jugendkultur und brachte ein neues Selbstverständnis für den Gebrauch der deutschen Sprache in der Popmusik mit sich.

Geprägt wurde der Begriff „Hamburger Schule“ von taz-Redakteur Thomas Groß in einem Artikel anlässlich der fast gleichzeitigen Veröffentlichung zweier Alben im Jahr 1992: Cpt. Kirk &. – Reformhölle und Blumfeld – Ich-Maschine. Die angedeutete Ähnlichkeit zur akademischen Frankfurter Schule sollte die Beschäftigung mit Themen beschreiben, für die deutschsprachige Musik bislang nicht bekannt war.

Anfangs rein von Hamburger Bands wie Cpt. Kirk &., Kolossale Jugend, Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs, Die Erde, Blumfeld, Die Goldenen Zitronen oder Huah! getragen, ist die Hamburger Schule nicht einfach ein „Sammelbecken ähnlich klingender Musik“. Sie zeichnet sich vor allem durch deutschsprachige Texte aus, denen oft ein hoher intellektueller Anspruch zugemessen wird und die umfangreich mit Gesellschaftskritik, linkspolitischer Einstellung und postmodernen Theorien verbunden sind. Dies insbesondere wurde von der Musikpresse wie etwa der Spex als lobenswerte Eigenschaft hervorgehoben.

Im Vordergrund stand aber nicht die deutsche Sprache als solche, denn wie schon bei den frühen Punks in Deutschland wurde diese weniger bewusst gewählt, sondern war ganz natürlich als Muttersprache das Medium Ausdruck und Inhalt. Von nationalistischen Interpretationen des Singens in deutscher Sprache distanzierten sich die Bands teilweise deutlich (z. B. Die Sterne, „Ich scheiß auf deutsche Texte“). Die Homogenität findet sich somit im Hintergrund – in den Einstellungen gegenüber einer „modernen“ Welt – in der Musik – vielleicht auch einer der Gründe, warum vor allem die frühen Bands der Hamburger Schule deren Existenz gerne bestreiten. Die sozialen und insbesondere politischen Kooperationen (einige Bands waren personell verflochten mit den so genannten Wohlfahrtsausschüssen in den 90ern) unterstützten wiederum den Bewegungsgedanken.

Ende der 1980er entstand in Hamburg eine deutschsprachige Musikszene, deren Bands aber bis auf „Die Antwort“ keinen Plattenvertrag hatten und nicht veröffentlichten. Erst mit der Gründung des Labels L'age d'or im Oktober 1988 bekam diese Musik eine Plattform. Dessen Gründer Carol von Rautenkranz und Pascal Fuhlbrügge gaben vielen Bands Verträge und veröffentlichten eine Vielzahl Alben. Großen Anteil an der Hamburger Schule hatte von Beginn an auch Chris von Rautenkranz. Der Bruder von Carol von Rautenkranz produzierte und produziert viele L'age-d'or-Bands im Hamburger Tonstudio „Soundgarden“. Ebenfalls großen Einfluss auf das Wirken der Hamburger Schule hatte Alfred Hilsbergs Label What's so funny about?. Hier erschienen beispielsweise die ersten Blumfeld-Alben, Die Erde, Cpt. Kirk &. und Mutter aus Berlin.

Bald zählte man auch andere deutschsprachige Bands aus anderen Teilen des Landes zur Hamburger Schule. Es entstand zum Beispiel die „Hamburg-Ostwestfalen-Verbindung“: In Bad Salzuflen (Ostwestfalen) hatte sich eine eigene Szene deutschsprachiger Musik gebildet, aus der das Label Fast Weltweit entstanden ist. Zu den Gründern gehörten Frank Werner, Frank Spilker (Die Sterne), Michael Girke, Bernadette La Hengst (Die Braut haut ins Auge) und Jochen Distelmeyer (damals Bienenjäger, später Blumfeld). Die Hamburgverbindung entstand durch Bernd Begemann, der, auch aus Bad Salzuflen stammend, als erster nach Hamburg zog um dort die Band Die Antwort zu gründen. Dadurch traten immer wieder Fast-weltweit Bands in Hamburg auf, bis viele der Musiker schließlich selbst nach Hamburg zogen. Weitere Hamburger-Schule-Bands der ersten Generation stammen ebenfalls nicht aus Hamburg, wie Tilman Rossmys Die Regierung aus Essen, die Post-Funpunk Band Das neue Brot aus Emden, Mutter oder die Münsteraner Band Nagorny Karabach.

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